Es ist nicht zu übersehen: Das Gesetz, dieser uns aufgebürdete Haufen von Paragrafen und Pflichten, ist weit mehr als ein Theoriegebilde, an dem Juristen und Politiker von Zeit zu Zeit herumschreiben und -feilen. Denn da die Autoren dieser trübseligen und fantasielosen Pamphlete es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen und Vorteilen zu gestalten und zu regeln, bedarf es der notwendigen Schar fleißiger Helferlein: Polizisten, Richter, Gefängniswärter, Beamte, Soldaten, Ökonomen, Verwalter und Kontrolleure jeglicher Couleur und eine zu beherrschende Masse, die ihre tägliche Ausbeutung zumindest schweigsam erträgt. („Denn woanders ist es ja noch viel schlimmer…“)
Also ist das Gesetzbuch nicht nur ein von Moral, Sitten und Gebräuchen gerecht-fertigtes Heiliges Testament zum Schutz von Staat und Eigentum, dessen Gebote den feuchten Träumen der Mächtigen, Reichen und Pfaffen entsprungen zu sein scheinen, sondern der Grund und die angebliche Legitimation für das Fortbestehen eben dieses Staates und seinen ihm innewohnenden juristischen Systems. Um mich klar auszudrücken: Das Gesetz ist der Grund für die stetige Anhäufung von Institutionen, die uns an jeder Ecke dieser Stadt vor die Nase gepflanzt werden und deren Bewohner meinen uns zu kontrollieren, drohen, überprüfen, einsperren, überwachen und regieren zu müssen – um uns unmissverständlich die Unantastbarkeit unserer Würde vor Augen zu führen.