Für eine Welt ohne Richter und Gesetze…

Wenn wir die Straßen dieser Stadt entlanglaufen, erdrückt uns eine Leere, die Worte nicht umschreiben können. Eine gewisse Oberflächlichkeit, eine Langweile, eine all um währende Frustration, die alles zu umgeben scheint und auch uns gefangen hält. Allzu oft streift uns der Gedanke, dass uns all das was wir tun und vorhaben nichts bedeutet. Wir haben uns die Umstände unter denen wir gezwungen sind zu leben nicht ausgesucht, doch trotz alledem halten wir uns an dem fest, was uns bleibt. Wir sind betäubt, besänftigt und befriedet und so nehmen wir mit der gleichen Achtlosigkeit die Prozesse war, die sich auf diesen Straßen der Stadt abspielen.

Staat und Gesetze sind hier niemanden Rechenschaft schuldig und wenn es um den Ausbau ihrer Herrschaft geht, heiligt der Zweck jedes Mittel. Wenn wir bereit sind die Freiheit der uns beherrschenden Instanzen bzw. unsere Sklaverei zu akzeptieren, werden uns im Gegenzug für die Erfüllung dieser Berufung und Pflichten ein Haufen Rechte und der Schutz des Staates als Belohnung zu gestanden. Wenn dem nicht so ist und wir die unantastbare Heiligkeit der über uns stehenden Gesetze und Funktionsregeln nicht einfach so hinnehmen können und wollen – wir sie also bewusst oder unbewusst praktisch in Frage stellen – ist der Staatsmacht nahezu jedes Mittel der Bestrafung recht. Diese Momente des Konflikts, in denen der Wille Einzelner mit der Herrschaft von Staat und Justiz aneinander prallen, werden von der weichgespülten Fassade der Stadt unter den Teppich gekehrt und von ihrer ausdruckslosen Leere verschluckt. All die Gesten derjenigen, die nicht um Erlaubnis fragen, bevor sie sich nehmen was sie wollen, derjenigen, die sich der kleinlauten Unterwürfigkeit verweigern und ohne zu zögern zur Tat schreiten, die auf der Suche nach Vergeltung und Rache für all die ihnen entrissenen und geraubten Möglichkeiten sind und auch die Akte derjenigen, die nicht verlernt haben sich ein unbekanntes Leben fernab von Gewohnheit und Routine vorzustellen.

 

Währenddessen werden die Strukturen, die gesetzlose und eigenwillige Haltungen bestrafen sollen, immer weiter perfektioniert. Gesellschaftliche Konflikte werden vertuscht und weggesperrt indem sie illegalisiert, diszipliniert und an die Ränder und Knäste der Stadt gedrängt werden. Ein weiterer Versuch, den staatlichen Gewaltapparat auszubauen ist der Neubau des Straf- und Justizzentrums am Leonrodplatz. Dieser Koloss soll in Zukunft Menschen bestrafen, verurteilen und einsperren, die nicht selbstgetroffene Gesetze missachtet haben. All denjenigen, die mit dem Gedanken spielen ihren vorbestimmten Lebenslauf nicht einfach zu folgen und nicht jede Kontrolle, Erniedrigung, jeden Zwang und jede Regel über sich ergehen lassen, soll hier der Prozess gemacht werden. Das Justizzentrum wird uns schlicht als weiteres Projekt der Stadtentwicklung vorgestellt, doch es ist Projekt der Herrschaft, ein Baustein im Krieg gegen all die von der sozialen Ordnung Unerwünschten. Dieser mal mit größeren und mal mit kleineren Geschützen ausgetragenen Krieg richtet sich auch gegen uns, die wir diese Zeilen verfassen. Wir als Anarchist_Innen versuchen gegen das Bestehende in Aufstand zu treten und gegen unsere Knechtschaft anzukämpfen, so wie es unzählige Menschen ebenso tagtäglich versuchen. Es macht uns nicht „gefährlicher“, denn in den Augen des Staates schlummert in jedem seiner Untertanen eine potentielle Bedrohung. Uns wollen sie vielleicht bestrafen, weil wir die Logik der Bestrafung nicht verstehen. Sie wollen uns im Gefängnis sehen, weil wir die Strukturen dieses Gefängnisses namens Gesellschaft angreifen und zersetzen.

Doch die Autoritäten, die die richterliche Kutte tragen und ein Projekt wie das Justizzentrum möglich machen, tolerieren den in den Köpfen von so vielen herumspukenden Wagemut, den Tatendrang und die wilde und abenteuerliche Vorstellung vom Leben nicht. Sie wollen diesen Koloss der Bestrafung errichten, weil es in ihren Augen noch so viel zu bestrafen gibt. Das Justizzentrum hat uns alle im Visier, die wir ihre gesegneten Gesetze befolgen müssen. Aber warum sollten wir uns das gefallen lassen? Sollen wir schlicht mit den Schultern zucken, wenn sie ohne uns auch nur zu fragen, uns zuzuhören oder mit uns zu reden diesen Palast direkt vor unseren Augen pflanzen? Nehmen wir es wirklich einfach hin, dass dieses Gebäude, dessen Aufgabe es ist uns und andere hinter Gitter zu bringen, auf diesen Straßen gebaut wird?

Für uns ist es eine Frage der Würde, der Konsequenz und des eigenen Willens, dies nicht einfach geschehen zu lassen. Für dich ist es vielleicht etwas anderes und sicherlich haben wir alle unsere eigenen Motivationen, doch wenn wir eins gemeinsam haben – dann sind das genug Gründe diesen Bau zu verhindern.

Lösen wir uns vom Morast des Alltags, wählen unsere eigenen Wege und tun uns mit denen zusammen, denen wir nahe stehen.

Lassen wir uns nicht einfach diktieren, was wir zu tun und zu denken haben.

Greifen wir all das an, was für diesen Bau verantwortlich ist!

Reißen wir unsere Leben aus den Klauen derjenigen, die es sich uns zum Feind gemacht haben!

Verhindern wir den Bau des Justizzentrums am Leonrodplatz!